Sonntag, 2. April 2017

Hochzeit auf Afrikanisch

Ein ereignisreiches, kulturell interessantes Wochenende liegt hinter uns... Am Samstag waren wir zu unserer ersten sambischen Hochzeit eingeladen. Wir kannten nur den Bräutigam. Es handelte sich um den Taxifahrer, dessen Dienste wir oft in Anspruch genommen hatten, als wir anfangs noch kein Auto hatten. Letzte Woche kam er bei uns vorbei, um uns die Einladungskarten zu bringen. Wir seien die Ehrengäste, so hat er gesagt. 
Der Einladung zufolge sollte die Trauung um 9 Uhr morgens starten. Wir dachten, wir sind schlau und kommen eine Stunde später. Aber selbst um 10 Uhr war nicht wirklich was los an der Kirche. Also sind wir nochmal nach Hause und gegen kurz nach 11 Uhr wieder gekommen. Um ca. halb 12 gings dann tatsächlich los. Den Mittelgang entlang getanzt sind sämtliche Partien (Brautjungfern, Blumenkinder etc.) bevor die Braut kam. 
Wir haben nicht alles verstanden, da die ganze Zeremonie auf Bemba ablief, aber wir haben kapiert, dass am Ende der Trauung, die beiden (Japhet und Prudence) ein verheiratetes Paar waren ;)
Weiter gings - gemäß Ansage und Einladung - um 14 Uhr in einem Saal in der Stadt. Wir kamen auf 16 Uhr, doch vom Brautpaar war weit und breit keine Spur. In der Halle lief die Musik bereits auf voller Lautstärke, sodass man sich gegenseitig ins Ohr brüllen musste, um sich halbwegs zu verständigen. Für ein Baby natürlich absolut "too much", also haben wir abwechselnd unseren Levi im Kinderwagen draußen hin und her geschoben. Mit Gehupe und Geschrei kamen dann gegen kurz vor 17 Uhr das Brautauto und die Autos der Brautjungfern sowie der "Bestmen", Blumenmädchen und Co. angedüst. Bis das Brautpaar ausgestiegen ist, ging allerdings locker eine weitere Stunde ins Land. Zunächst haben Blumenkinder, Brautjungfern und die dazugehörenden Männer diverse Tanz-Shows in der Halle abgezogen, dass man hätte meinen können, es sei ihre Party. Erst später kam dann endlich das Brautpaar, was währenddessen im Auto gewartet hatte, in den Saal getanzt. Die Musik war non-stop auf voller Lautstärke - an Unterhaltung mit den Nebensitzern war also nicht zu denken. Einige Zeit später - der Moderator hat zwischendurch seine CDs zum Verkauf angeboten - wurde dann jeweils ein Teller Essen serviert, was echt lecker war. Vor dem Essen sollte Benni spontan eine Rede halten ... Anschließend ist ein jüngeres Mädchen mit dem Messer, mit dem die Torte angeschnitten werden sollte, durch den Saal getanzt (der "Knife-Dance"). Die Torte wurde allerdings gar nicht angeschnitten, sondern es wurden insgesamt vier Hochzeitstorten an die "Ehrengäste" verteilt - unter anderem an uns. Auf Knien wurde Debbie der Kuchen überreicht...
Anschließend wurden alle Gäste dazu aufgefordert, ihre "Gebühr" zu entrichten. Jeder hat rund (umgerechnet) 20 Euro abgeben müssen, was die Kosten der Feier decken und gleichzeitig das Hochzeitsgeschenk darstellen sollte. Gut, dass wir schon im Vorfeld darauf hingewiesen worden sind...
Dies war nur die sehr abgespeckte Version der Erzählung - es war auf jeden Fall sehr interessant und hat uns einen weiteren Einblick in Sachen Kultur gegeben.
Da wir die große Torte nicht alleine verzehren konnten bzw. wollten, haben wir heute unsere sämtlichen Nachbarn zum Kuchenessen zu uns eingeladen. :) Es folgen ein paar Impressionen...

Kinder tanzen in die Kirche... erst die Jungs...
...dann die Mädchen
Erst ganz am Schluss folgt die Braut mit Vater...voran die "Matron", die alles überwacht.
Das Ehegelübnis (die Bibel wird dabei hochgehalten)
Das Brautpaar kommt tanzend in den Saal
Diese Torte haben wir empfangen.

Das große Hochzeitstorten-Essen mit unseren Nachbarn tagsdrauf.
...jeder wollte ein Stück der Torte probieren - wir waren froh, sie nicht allein essen zu müssen. ;)
....als alle Mägen gefüllt waren, war Levis Spielmatte der Mittelpunkt des Geschehens.
gleichaltrige Spielgefährten ;)